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Sei´s drum ! Der MAN ist froh, wieder festen Boden unter den Rädern zu haben -
                  und wir freuen uns auf Sand unter unseren Füssen !
Ein Erlebnis, das wir jedem, der die Gelegenheit dazu hat, strikt anempfehlen, endet mit einer etwas unbeholfenen Präsentation : wir befinden uns in einem sog. BRIC-Staat, einem der Länder auf dem Sprung zu einer Industrienation, in einem Hafen, in dem täglich zumindest Dutzende LKW´s und Trailer hin und her verfrachtet werden und beobachten fasziniert die hier dargebotene HighTec-Prozedur der Anrampung ... dem Hafeninspektor ist es selbst zu peinlich, er versucht, das Fotografieren zu verbieten !
So gehen die Tage dahin, das Wetter treibt Kapriolen von Sonnenschein bis Wolkenbruch, es ist eine ganz eigene Qualität von tiefenentspannter Kreuzfahrt und wir sind fast etwas enttäuscht, als am 5.Tag unser Ziel Belem am Horizont erscheint ...
Eine Indio-Mutter klettert mit 2 Kindern in einer wohl schon öfter geübten, aber trotzdem abenteuerlichen Aktion auf unseren fahrenden Ponton, sie verkauft ein paar Gläser mit selbst verarbeitetem Gemüse, die kids schnorren Süsses und alle sind fix wieder verschwunden - Fotografieren nur ungern geduldet !
Wir dösen so dahin, aber plötzlich :
ALARM ! Wir werden geentert !
Begegnungen auf dem Fluss ...
Schiffsbauplatz an einer Seitenarmeinmündung...
Alle überleben ! - und wir gleiten weiter, irgendwie majestätisch ca. 2 Meter über der Wasserlinie....
 ...jeder weitere Schnapskrug wird begeistert begrüsst, aber dann geht doch irgendwie die Balance verloren - die Hälfte des Teams macht Bekanntschaft mit den Segnungen des kostenfreien !!! brasilianischen Krankenhauswesens (inkl. süsser Schwestern), aber darüber breiten wir jetzt besser mal einen bilderfreien Mantel des   
          Schweigens !
Tja, die Bierdosen rollen so über den Tisch, irgendwann wird aus Nachmittag Abend und aus Bier Cachaca, es werden voller Ernst die technischen Probleme der Schatzsuche gewälzt und Lösungen verabschiedet.....
Die Stunde der Weiterfahrt ist zwar noch fern, wir wollen aber nun zurück an Bord, der Käpt´n hingegen möchte noch über den Schatz schnacken und seine Einladung zum Bier können wir natürlich nicht ablehnen !
Es wird daher ein eher kürzerer Rundgang, zumal sich herausstellt, dass unser Käpt´n diesen Ausflug allen Ernstes dazu nutzt, einer fantastischen Spinnerei nachzugehen :
Er weiss um einen Goldschatz aus portugiesischer Kolonialzeit, der in den Kellern dieses ehemaligen Gouverneursgebäudes versteckt liegt ! Und dass dem immer noch so ist, bestätigt er sich wohl nicht zum ersten Mal mit Hilfe einer Art von Geigerzähler, den er an verschiedenen Stellen einsetzt....
Es ist zwar Regenzeit, der Amazonas hat allerdings einen überdurch-schnittlichen Pegelstand und regelmässige Platzregen mit einer von uns noch nie erlebten Intensität sorgen für Nachschub...
Zur Überbrückung der Wartezeit bietet uns der Käpt´n einen Landgang zur Besichtigung des Städtchens mit kolonialer Vergangenheit an - wir sind begeistert und ein kleines Verhängnis nimmt seinen Lauf !
Nahe dem Kleinstädtchen Obidos etwas westlich von Santarem legt unser Käpt´n im Schutz eines Steilufers gemeinsam mit anderen Schiffen einen kuriosen Zwischenstopp ein : die Distriktpolizei in Santarem steht in dem Ruf, auf den vorbeifahrenden Schiffen mit Akribie nach Mängeln zu suchen, um sich dann die Weiterfahrt abkaufen zu lassen ! Es soll erst in einigen Stunden im Schutze der Nacht weitergehen, dann schlafen die beamteten Wegelagerer...
Im Fahrpreis inbegriffen sind zwar die Mahlzeiten an Bord -
nach einem Blick in die Kombüse und die dort verstauten Vorräte beschliessen wir allerdings Selbstversorgung. Wir haben uns vor der Abfahrt mit netten Dingen eingedeckt und die Aussicht von unserem Restauranttisch ist eh unschlagbar !
Ein dicker Hefter mit hunderten Flussabschnittskarten und vielen handschriftlichen Aktualisierungen :
muss reichen für die Orientierung bei Tag und Nacht ohne Echolot und Radar !
Besuch auf der Brücke : erstaunlich, wie präzise und reaktionsschnell sich solch ein Monsterverband steuern lässt !
In den engeren Passagen :
Ausblicke auf einzelne Hütten oder kleine Siedlungen, erreichbar grundsätzlich nur über den Fluss !
Die Perspektiven wechseln zwischen unendlicher Weite (oben ein Suchbild mit Frachter !) und Dschungel fast zum Anfassen, schon allein an den Wolkenbildern kann man sich berauschen...
  ... und er übertreibt nur gaaanz manchmal ein wenig ....
In punkto Glücksmaximierung schiesst natürlich Frau Hurz wieder den Vogel ab, wiewohl sich auch Merv alle Mühe gibt ...
  ...the breakfast steward got space enough for his services !
              ;-)
 
         Sorry Merv !
Am nächsten Morgen zeigen sich dann tatsächlich alle Vorteile dieses Traumplatzes: frischer Fahrtwind gegen die Schwüle, MEGAaussicht, RUHE, denn das Schubboot lärmt 300 m hinter uns und hinter einer massiven Schallschutzwand aus ca 100 trucks und trailern und ...
Nach einigem Hin und Her mit verbrecherischen Schiffsmaklern haben wir eine Pontontour über rund 1500 km auf dem Amazonas gechartert ! Aus der geplanten Abfahrtzeit am Mittag wird zwar Nachmittag, aus Nachmittag Abend, aus Abend tiefschwarze Nacht, aber für unsere geneigten Leser haben wir natürlich keine Unannehmlichkeiten gescheut und sogar noch ein kleines Trinkgeld für den Lademeister investiert :
bei ARD, ZDF und HAPPYFEET sollt ihr doch immer in der ersten Reihe sitzen !
Der Rio Negro, ein Zufluss des Amazonas, im Stadtgebiet -
keine Fischerboote, hier leben Menschen ...
Und Fische hat´s sogar auch noch !
Markantestes Wahrzeichen der Stadt :
Die Oper, finanziert von eben den genannten Kautschukbaronen, um sich am damaligen grünen Ende der Welt etwas Kultur zu gönnen....
Manaus empfängt uns mit einer bemerkenswerten Mischung aus hübsch und hässlich : die Bauten aus der Ära der Kautschukbarone lassen den Glanz jener Zeiten sprichwörtlichen Reichtums erahnen, die Gegenwartsarchitektur spiegelt den IST-Zustand eines wenn auch auf dem Sprung befindlichen Schwellenlandes ...
Künstlerisch wertvoll :
Irgendwo auf dieser Strecke liegt mal wieder der Äquator im Weg, wird natürlich von der Navigatorin kontrolliert ....
Die ersten 1000 km südwärts nach Manaus vermitteln gleich einen Vorgeschmack von den unglaublichen Distanzen, die in diesem Land zu überbrücken sind: es geht stumpf geradeaus, grösstenteils begleitet von undurchdringlichen grünen Wänden, nur ab und zu mal unterbrochen durch Ausblicke in´s Venner Moor ....
Und danach sind es ja nur noch schlappe weitere 10.000 km bis nach Montevideo !
Und jaaa, sorry an alle brasilianisch-portugiesisch Freunde, aber wer nach fast 2 "spanischen" Jahren in Brasilien die ersten Sätze hört und oben zitierten Film kennt ( wer nicht, DRINGEND nachholen ! ), den springt es einfach an ! Auf jeden Fall fühlen wir uns in den ersten Tagen kommunikativ zurück auf "Los" gesetzt, unser spanisch wird zwar grösstenteils verstanden, geantwortet wird aber auf portugiesisch und für uns damit zunächst quasi auf chinesisch !
Es dauert einige Tage, bis sich das Ohr auf einige grundsätzliche und damit leicht lernbare Modifikationen (s.o.) eingestellt hat, ab dann wird das Sprechen aber sogar ganz lustig, eben halt " Schti ", HÄÄ ??
 Aus "dos" wird "doisch" , aus "mas" wird "maisch" :
 
            Willkommen bei den Schti´s !?